Fitnesscenter braucht es nicht
Fitnesscenter polarisieren. Während den Corona-Lockdowns liefen die Kommentarspalten diesbezüglich heiss. «Fitnesscenter brauche ich nicht, ich trainiere zu Hause.» war z.B. zu lesen. Oder: «Statt mich in ein überfülltes, stickiges Fitnesscenter zu quetschen, gehe ich viel lieber auf den Vita-Parcours und geniesse die Ruhe, statt mich zwischen grunzenden Selfie-Posern abzurackern».
Gut möglich, dass die Bilder aus Arnold Schwarzeneggers Glanzzeiten noch in den Köpfen verankert sind. Seither hat sich in der Fitness-Landschaft einiges zum Besseren geändert. Lichtdurchflutete Trainingsräume mit ruhigem Ambiente und Hygiene-Konzept beispielsweise. Auch das Publikum hat sich gewandelt. Das Durchschnittsalter unserer Trainingsgäste beträgt 56.5 Jahre.
Das Argument, dass man seinen Körper auch ohne Fitnesscenter in Form halten kann, teile ich. Allerdings wird die an Osteoporose erkrankte 71-Jährige mit künstlichem Knie- und Hüftgelenk nicht im Wald an Ringen herumturnen. Genauso wenig macht der 67-Jährige mit Parkinson und Gangunsicherheit zu Hause Liegestütze oder Seilspringen. Das Fitnessstudio bietet da eine sichere Alternative, sofern kompetentes Fachpersonal anwesend ist.
Dass Fitnesscenter wie Pilze aus dem Boden schiessen, ist dem Wandel der westlichen Gesellschaft und dem Wohlstand geschuldet. Da wir uns im Vergleich zu früheren Epochen viel zu wenig bewegen, machen diese Angebote durchaus Sinn.
Gegenfrage: Braucht es E-Bikes? Meiner Meinung nach nicht. Aber wenn es eine breite Bevölkerungsschicht zu mehr Bewegung und einem gesünderen Lebensstil animiert, ist das doch einfach nur grossartig.