Wenn der Vergleich hinkt…

Bei meinen Velotouren kommt es immer mal wieder vor, dass ich von anderen Radfahrern überholt werde. Wenn der Grauhaarige mit Bierbauch an mir vorbeifährt, suche ich sofort sein Rad nach einem Motor ab. Dann suche ich, etwas konsterniert, eine logische Erklärung, warum er so locker an mir vorbeizieht, statt es einfach zu akzeptieren, ohne zu werten. Er ist sicher erst gestartet, und ich bin bereits 80km gestrampelt. Oder er ist im Endspurt, und ich trainiere schliesslich im Grundlagenbereich…

Vergleiche können einerseits helfen, von anderen zu lernen und unsere eigenen Leistungen zu verbessern. Das wissen nicht nur Federer, Nadal und Djokovic. Andererseits kann der Vergleich mit anderen Personen aber auch unglücklich machen und am Selbstwertgefühl nagen. Wir vergleichen uns oder unsere Leistung viel zu oft mit der einer Person, die komplett andere Voraussetzungen hat, oder deren Vergangenheit wir nicht kennen. Das kann zu einer Abwertung unseres Selbst führen.

Wettkampfsportler vergleichen sich zwangsläufig miteinander. Bei Interviews betonen die Athleten vielfach die Suche nach dem perfekten Lauf und analysieren, was sie beim nächsten Mal noch besser machen könnten. Wenn die Skifahrerin auf den zweiten Platz fährt, spricht sie meist nicht davon, was die Siegerin besser gemacht hat, sondern davon, was sie selber hätte besser machen können. Sie vergleicht ihre Leistung mit ihren eigenen, bekannten Fähigkeiten.

Im gesundheitsorientierten Breitensport sollte es also erst recht nicht darum gehen, besser zu sein als jemand anderes. Vielmehr gilt es anzustreben, besser zu sein, als man selber war.

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